Porno – Ein Wort, welches uns früher als Halbstarke noch die Schamesröte ins Gesicht getrieben hat, wird heute schon fast inflationär benutzt und ist längst in der Foodszene angekommen. Heute setze ich auf jedes Instagram-Bild aus dem Izakaya den Hashtag #Foodporn, bevor ich es hochlade. Das Restaurant in der Landsberger Straße bringt ordentlich frischen Wind in die Münchner Restaurantszene und spricht die Klientel an, die sich für eine gute Küche in außergewöhnlicher Location auch gerne mal weiter bewegt als bis zum Stachus.
Das man für gute Restaurants heutzutage auch mal Hotellobbys durchqueren muss, wird Gott sei Dank immer mehr zur Normalität. Das Roomers Hotel hat mit dem Izakaya Restaurant & Bar das ideale Pendant gefunden. Denn beide setzen auf dunkle Atmosphäre und ein bisschen Verruchtheit. Viel Leder und viel indirektes Licht herrschen vor. Aber auch ein so genannter „Hidden Room“, welcher sich hinter einer Wand ohne Tür versteckt, bedient das Klischee. Wer noch weiter in diese Welt eintauchen will, schaut am besten Mal in meinem Bericht über das Roomers Frankfurt vorbei.
Die Hostess ist ordentlich tätowiert und hat ein waches Auge für ihre Gäste. Sie ist alles andere als schüchtern und bringt uns an den Tisch. Ihre angenehme, unkomplizierte und aufmerksame Art macht sie zu unserer Vertrauensperson für den Abend.
Wir sitzen in einer Art Muschel an einem Tisch, welcher einen Tick zu hoch und etwas zu breit ist. Man fühlt sich leicht eingeengt und klein. Eher unvorteilhaft für ein Lokal, in dem man sich doch eher erhaben fühlen soll. Der Blick in die offene Küche ist dagegen richtig cool. Die Köche verrichten ihren Job trotz vollen Lokals absolut routiniert und ruhig. Es hat beinahe was von einem kostenlosen Unterhaltungsprogramm. Die Küche wirkt durch ihre helle Lampen, im Vergleich zum dunklen Gastraum, eher wie eine Bühne. Das Küchenballett ist übrigens durch eine Scheibe auch von der Straße einsehbar.
Apropos Bühne. Auf dem Tisch wird jetzt angerichtet. Im Sharing Prinzip wird die japanisch-peruanische Küche in mehren Gängen gleichzeitig serviert. Und damit man gleich weiß was Phase ist, kommt als Erstes eine große Kugel aus Eis angeflogen, in deren Mitte sich eine Schale voller Thunfisch-Tartar vom Bauchstück mit Beluga Kaviar befindet. Das Gericht mutet durch die integrierte Kerze wie eine Flammea Laterne an, die gleich abzuheben scheint. Aber das Einzige was abhebt sind meine Geschmackssinne. Denn der junge 2017er Geisenheimer Rothenberg Riesling Erstes Gewächs QbA vom Weingut Schumann-Nägler katapultiert meinen Gaumen gleich mal in ungeahnt hohe Sphären, die wir dann erst einmal nicht mehr verlassen werden.
Es folgen Geschmacksgranaten wie …
Beeftataki mit geröstetem Green Chili-Ponzu. Eine wunderbar angenehme Schärfe trifft auf zartes Fleisch.
Aburi Wagyu Nigiri mit Yuzu Kosho. Ich habe bisher noch kein Fleisch-Sushi gegessen. Optisch versprach der Gang sehr viel und war geschmacklich auch nicht zu verachten. Dennoch brachte erst die Sojasoße den letzten Kick und überlagerte dadurch leider etwas das Wagyu.
Pop Shrimps. Knusprige Garnelen im Tempura-Mantel mit cremiger Kokonuss-Curry-Soße. Ein Gang der Spaß macht. Hier kann man als Mitteleuropäer mal wieder seine Stäbchen-Künste üben. Die Garnelen waren wunderbar knackig, der Tempura-Mantel und der Dip als i-Tüpfelchen.
Crunchy Octopus. Knusprig angebratener Oktopusschwanz mit Quinoa-Salat. Angerichtet wie eine Grillwurst war der Oktopus nach der Eisschale das optische Highlight. Auch geschmacklich ein Traum. Aussen knusprig und mit wunderbaren Röstaromen. Innen das weiche Oktopus-Fleisch. Das Quinoa macht den Gang wunderbar leicht und bekömmlich. Die grüne Jalapeno Soße rundet den Gang gut ab.
Rib Eye Robotayaki. Dreierlei Dip: Teriyaki Soße, kräuterlastiger Chimichuri und leicht scharfer Anti-Chucho. Wer würde nicht gerne dippen? Auch hier wieder Liebe zum Detail beim anrichten. Das Rib Eye ist zart und geschmacklich hervorragend.
Dover Seezunge in Shiso Salsa. Die positivste Überraschung des Abends. Die Seezunge zerfiel förmlich am Gaumen und bildete eine perfekte Symbiose mit der Soße. Die essbare Gräte (weil in Kartoffelstärke ausgebacken) war das haptische Highlight. Ich habe ein bisschen gebraucht um mich zum Abbeissen zu überwinden.
Der absolute Eye-Candy wird dann aber das Dessert. Ich lasse mich dazu verleiten, mich von meinem Sitz zu erheben um die Gerichte aus sämtlichen Richtungen zu fotografieren. Ein toller süßer Abschluss für ein spannendes Menü.
Chocolate Snow. Zweierlei geeiste Schokolade mit karamellisierten Macadamianüssen und Vanilleeis & IZAKAYA Cheese Cake mit Mandelstreuseln, Basilikumeis und Erdbeer-Sake-Creme
Fazit nach 5-Gängen und einer Flasche Wein: Absolut befriedigt. Ich empfehle das Izakaya für das dritte Date oder einen feierlichen Anlass, wie Jahres-, Geburts- oder Hochzeitstage.
Zum Abschluss dürfen wir noch einen Blick in den Hidden Room werfen. Mit seinem roten Interieur aus Samt und Leder erinnert der Raum stark an das Hinterzimmer eines Edelbordells. Was nicht heißen muss, dass man hier keine guten Parties feiern kann. Im Gegenteil. Ziemlich porno eben…
IZAKAYA Asian Kitchen & Bar
Landberger Straße 68
80339 München
Disclaimer: Ich wurde vom Restaurant Izakaya Restaurant & Bar zu diesem Abendessen incl. Weinbegleitung eingeladen. Auf meine objektive Meinung hat das keinen Einfluss.